Unser heutiges Interview mit Sven Eckhardt (55) zeigt eindrucksvoll, wie der Geist des Sports und die tiefe Verbundenheit zu einem Verein Zeit und Kontinente überbrücken können.

 

SGO-Presse: Herzlich willkommen, Sven! Du warst über Jahrzehnte ein fester Bestandteil der SGO-Fußballer-Familie. Kannst du uns sagen, wann du nach Kanada ausgewandert bist und was dich damals dazu bewogen hat?

SE: 2007 war das Jahr, in dem wir den Entschluss gefasst haben, in das ferne Kanada auszuwandern – ich wollte einfach mal was Neues ausprobieren und mich auf unbekannte Abenteuer einlassen.

SGO-Presse: Und wo genau lebst du heute? Mit wem teilst du dein neues Zuhause?

SE: Ich lebe hier zusammen mit meiner Frau Alexandra und meinem Sohn Ketil – und natürlich begleiten uns unsere beiden Hunde. In den ersten Jahren, von 2007 bis 2019, war Calgary in Alberta unser Lebensmittelpunkt. Seit 2019 genießen wir das Inselleben in Sooke auf Vancouver Island, British Columbia.

 5a5c2353 65c4 4a3b b22d f16aa21524b4

Alexandra, Ketil und Sven unterwegs in der tollen kanadischen Natur

SGO-Presse: Bevor du Kanada kennengelernt hast: Was hast du in Deutschland gemacht, und welchen beruflichen Weg hast du hier eingeschlagen?

SE: In Deutschland habe ich viele Jahre als Bäcker gearbeitet. Doch dann, aus gesundheitlichen Gründen, habe ich beim Hans Körner eine Umschulung zum Maler absolviert und bis April 2007 in seiner Firma gearbeitet. Auch hier in Kanada bin ich als Maler tätig – gutes Handwerk ist überall gefragt.

SGO-Presse: Welche Unterschiede hast du zwischen dem Leben in Kanada und in Deutschland festgestellt?

SE: Größter Unterschied ist eigentlich die etwas entspanntere Lebensart hier – das tägliche Miteinander ist insgesamt eher relaxt. Abgesehen davon sind die Unterschiede gar nicht so gravierend, wie man sich vielleicht vorstellen könnte.

SGO-Presse: Nun gut „...nicht so gravierend...“ scheint mir untertrieben. Dein Social Media Account zeigt doch ziemlich viel Schnee und ab und an auch mal ein Raubtier im Vorgarten. Das ist schon ein bisschen anders als im beschaulichen Orlen.

SE: Na gut (schmunzelt), die Jahre in Calgary waren schon gewöhnungsbedürftig. Schnee von November bis April, einmal sogar im Juni. Und Temperaturen bis -30 Grad kommen schon mal vor. Jetzt auf der Insel ist es aber etwas milder. Und Pumas, die zum Glück sehr scheu sind, und Bären, wie man sie in Deutschland nur im Tierpark findet, sind hier tatsächlich keine Seltenheit.

SGO-Presse: Du hast eine lange Zeit bei der SGO gewirkt. Erzähl uns ein wenig: In welchen Funktionen und in welchen Zeiträumen warst du aktiv?

SE: Ich war schon mit fünf Jahren dabei. Also von 1974 bis 1987 als Jugendspieler. In meinem Jahrgang kickten Leute wie Torsten Hahn oder Oliver Körner. Hubert Zimmermann war damals unser Coach. Und nach der Jugend hab ich von 1987 bis 2000 bei den Senioren gespielt.

SGO-Presse: Du hast also in Deutschland nie den Verein gewechselt?

SE: Nein, musste ich ja auch nie. Die SGO war mein Verein! Da war ich dabei, da hab ich mich engagiert. Und wenn mir was nicht gefallen hat, hab ich mich eingebracht, damit es anders wird.

SGO-Presse: Eine tolle Einstellung! Auch wenn die Zeiten heute andere sind, wünscht man sich das ein bisschen zurück. Du warst deiner geschilderten Einstellung folgend dann auch als Coach in der Fußballjugend aktiv. Weißt du noch, wann das war?

SE: Hm (denkt nach), als Jugendtrainer kann ich leider keinen genauen Zeitpunkt nennen – ich erinnere mich, dass ich ungefähr dann angefangen habe, als ich als Spieler vom Jugendbereich in den Seniorenbereich gewechselt bin. Auch das waren tolle Jahre. Unter Jugendleiter Dieter Jacobi, waren da Jugendtrainer aktiv, die man sicher auch heute noch im Verein kennt. Ich erinnere mich gerne an meine Trainerkollegen Oliver Körner, Volker Theisinger oder Oli Baum. Und natürlich an meinen Bruder Ecki, der auch als Jugendcoach aktiv war.

SGO-Presse: Da sind bekannte Namen drunter. Das zeigt eine Stärke der SGO von damals, Menschen nachhaltig an sich zu binden – eine Lebensversicherung für ehrenamtlich betriebene Vereine. Wie hast du eigentlich reagiert, als du gehört hast, dass deine alten Weggefährten Oli Baum und Volker Theisinger 2023 sogar in den Vorstand der SGO eingestiegen sind?

SE: Bei Oliver Baum war es eigentlich keine große Überraschung – ihn, als ortsansässigen Orlener, habe ich da irgendwann erwartet. Volker Theisinger hatte ich da eher weniger auf dem Radar, aber Fußball-Sachverstand ist immer gut.

SGO-Presse: An welche besonderen SGO-Ereignisse erinnerst du dich noch heute mit Freude?

SE: Die Bezirksliga-Meisterschaft mit den Senioren der SGO hat sich tief ins Gedächtnis eingebrannt – auch wenn ich das genaue Jahr mittlerweile nicht mehr parat habe.

SGO-Presse: Das war 1997! Unter Coach Thomas Heinz. Im selben Jahr habt ihr übrigens auch die Hallenmeisterschaften gewonnen. Eines der erfolgreichsten Jahre im Orlener Seniorenfußball.

SE: Du bist gut informiert! Und ich verrate auch keinem, dass du gerade auf der SGO-Homepage nachgeschaut hast. (lacht)

SGO-Presse: Du musst aber auch echt alles verraten! Die neue Homepage kann ich dir übrigens nur empfehlen – die kann was!

SE: Ja, ist mir bereits aufgefallen – cooles Design und viel Content. Aber, um auf deine Frage zurück zu kommen. Auch der tolle Erfolg meiner C-Jugend gegen den SV Wehen im Kreispokalendspiel beim Hallenfußball bleibt bei mir in lebhafter Erinnerung. Das waren magische Momente!

SGO-Presse: An welche Weggefährten in deiner langen Orlener Zeit hast du außerdem noch Erinnerungen?

SE: Oh, da gibt es wirklich einige tolle Jungs – ich will da jetzt gar keinen besonders herausheben. Ich würde auf jeden Fall jemanden vergessen. Aber, und das wird mir jeder Weggefährte verzeihen, am allermeisten denke ich an unseren langjährigen 1. Vorsitzenden Hans Körner – für mich der beste Mann! Und als Trainer ist mir besonders Erwin Kusenbach in Erinnerung geblieben – ein wirklich super Typ, der stets sein Herzblut in den Sport gesteckt hat. (grinst) Und natürlich fällt mir Günter Kugelstadt, ein lebenslanger Förderer der SGO, ein, der mir damals immer meine Fußballschuhe bezahlt hat. Liebe Grüße an Günter.

SGO-Presse: Wie würdest du den Stellenwert des Fußballs in Kanada im Vergleich zu Deutschland beschreiben?

SE: Fußball spielt hier in Kanada eine untergeordnete Rolle – Eishockey ist die Nummer eins. Und auch die Strukturen im Soccer sind andere. Im Jugendbereich gibt es keine festen Ligen und damit auch keinen klassischen Auf- oder Abstieg – man bestimmt quasi selbst, in welcher der vier Klassen man spielen möchte. Bei den Senioren hingegen ist das System eher demjenigen aus Deutschland ähnlich, mit Auf- und Abstieg.

SGO-Presse: Bist du selbst dem Fußball noch aktiv verbunden?

SE: Anfangs war ich selbst noch als Spieler aktiv, aber jetzt habe ich die Fußballschuhe schon länger an den Nagel gehängt. Dennoch bleibt meine Leidenschaft für den Sport ungebrochen – vor allem als Trainer und Mentor an der Seitenlinie.

SGO-Presse: Das klingt interessant, erzähl uns doch etwas zu deiner Trainerlaufbahn im Fußball. Was ist in den letzten Jahren passiert?

SE: Seit vier Jahren trainiere ich, unterstützt von Ketil, eine Jugendmannschaft. Inzwischen spielen wir in der höchstmöglichen Liga auf Vancouver Island, der sogenannten Klasse 3 – für die Klassen 1 und 2 ist unser Verein schlicht nicht groß genug.

 798e09d9 d07d 44b1 9bf0 58bff73ce79d

Ein erfolgreiches Jugendteam

SE: Außerdem bin ich auch im Seniorenbereich als Trainer aktiv: Mit der 1. Mannschaft unseres Clubs haben wir im ersten Jahr den Aufstieg in Division 2 geschafft, im zweiten Jahr sogar den Durchmarsch in Division 1 und nun, im dritten Jahr, haben wir dort die Klasse gehalten. Es ist einfach unglaublich motivierend, mit der Mannschaft solch anhaltende Erfolge zu feiern!

 d5a09e27 841e 4c77 933b e435fff5a54d

Und auch das Senioren-Team kann sich sehen lassen

SGO-Presse: Und Ketil hast du mit der Fußballleidenschaft scheinbar angesteckt?

SE: Ja, das hat er wohl geerbt. (grinst) Ketil war ja eine Zeit lang in Deutschland und hat 2023/2024 sogar für eine Saison die U12 von Orlen trainiert. Und er hat damals seine Trainer C-Lizenz in Deutschland gemacht. Heute ist er hier in Kanada als Technischer Direktor des „Sooke Soccer Club“ tätig und leitet zudem das Jugendprogramm von Trident – einem Club, der in der Canadian Premier League (CPL) aktiv ist. Nächstes Jahr wird er seine B-Lizenz machen. Es ist großartig zu sehen, wie die Leidenschaft für Fußball in der Familie weiterlebt.

 50a184e8 1339 47e5 b9ab 7af61f38b917

Der nächste kanadische Ronaldo wird bereits ausgebildet

SGO-Presse: Das hört sich richtig gut an! Da in Kanada ja neben dem Soccer noch viele andere Sportarten populär sind, hast du als Zuschauer vielleicht noch einen anderen Sport für dich entdeckt?

SE: Ja, tatsächlich – Eishockey hat es mir ein bisschen angetan. Die Dynamik, der Teamgeist und die rasante Spielweise faszinieren mich sehr.

SGO-Presse: Aber trotz deines neuen Lebens in Kanada bleibst du dem Fußball und deinem Heimatverein immer verbunden. Schaust du bei Deutschlandbesuchen auch noch auf dem "Zugmantel" vorbei?

SE: Absolut – jedes Mal, wenn ich wieder in Deutschland bin, besuche ich Sportplatz und Vereinsheim. Die SGO bleibt für mich ein Stück Heimat.

SGO-Presse: Hast du schon Pläne, bald mal wieder nach Deutschland zu kommen?

SE: Aktuell ist nichts Konkretes geplant. Aber irgendwann sicher.

SGO-Presse: Da freuen wir uns drauf! Hast du noch einen Gruß an den Verein, den du gerne weitergeben möchtest?

SE: Ganz gewiss! Ich verfolge die SGO immer noch über verschiedene Plattformen und bin beeindruckt von der erfolgreichen Jugendarbeit, die geleistet wird. Und ich hätte mir gewünscht, dass die 1. Mannschaft mit ihrem Potenzial schon längst aufgestiegen wäre. Deshalb drücke ich die Daumen, dass das in Zukunft jetzt mal gelingt – viel Glück dafür!

SGO-Presse: Vielen Dank, Sven, für diesen faszinierenden Einblick in dein Leben, deinen Werdegang und deine Verbundenheit zur SGO im Speziellen und zum Fußball im Allgemeinen – sowohl in Deutschland als auch in Kanada! Grüße auch an Ketil und Alex!

SE: Danke, dass ich meine Geschichte teilen durfte. Es ist immer schön, sich an die alten Zeiten zu erinnern und gleichzeitig den Blick nach vorne zu richten. Grüße an alle Orlener!

sven eckhardt

SOOKE CELTIC FOOTBALL CLUB